EZIRE Working Papers
Die Working Papers, herausgegeben von Dr. Stephanie Müssig und Dr. Jörn Thielmann, sind ein Publikationsorgan des FAU EZIRE. In loser Form veröffentlicht das Zentrum Ergebnisse laufender Forschung, Debattenbeitrage sowie herausragende Arbeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Working Papers sind auf der Seite des FAU EZIRE und dem Online-Publikationssystem der OPEN FAU abrufbar.
EZIRE Working Paper No. 2
talking back: junge Muslim*innen in Deutschland im Kontext eines (konstruierten) Bedrohungsszenarios
Nike Löble (2023)
ISSN (Print): 2940-7206
ISSN (Online): 2940-7214
urn:nbn:de:bvb:29-opus4-233367
Als Muslim*innen markierte und rassifizierte Menschen werden aufgrund der ihnen (teilweise vermeintlich) zugeschriebenen kulturellen, religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit oft als gefährliche Subjekte dargestellt. Gleichzeitig bleiben ihre eigenen Rassismuserfahrungen weitgehend unbeachtet und sie sehen sich mit Schwierigkeiten konfrontiert, diese Erfahrungen zu thematisieren. Anhand von Interviews mit vier muslimischen jungen Erwachsenen wurden unterschiedliche Antwort- und Sprechmöglichkeiten junger Muslim*innen im Kontext eines (konstruierten) Bedrohungsszenarios untersucht. Den theoretischen Rahmen bilden die Überlegungen von Stuart Hall und Judith Butler zum Konzept der Anrufung. Basierend auf analytischen Kategorien nach bell hooks konzeptualisierte ich verschiedene Formen des talking back. Dieser Zugang ermöglicht es, die Subjektpositionen der Interviewpartner*innen und ihre agency wahrzunehmen und gleichzeitig ihre Situiert- und Bedingtheit innerhalb des Sicherheitsdispositivs zu berücksichtigen.
EZIRE Working Paper No. 1
Identitätsstiftende Praktiken in Gangsta-Rap-, Türsteher:in-, Kraft- und Kampfsport- sowie Shisha-Bar-Szenen
Hatem Elliesie, Jacqueline Rosin, Eslam Soliman, Luca Reinold (2022)
ISSN (Print): 2940-7206
ISSN (Online): 2940-7214
urn:nbn:de:bvb:29-opus4-217813
Das vorliegende Working Paper leistet einen sozialwissenschaftlichen Beitrag zur Versachlichung der Debatte. Es zeigt die Grundstruktur eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsvorhabens auf, welches gegenwärtig von den Autor:innen gemeinsam durchgeführt wird. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Einblicke in den Alltag von Angehörigen der Familien zu erhalten, denen die Zuschreibung zuteilwird. Auf Empirie gestützter Basis sollen wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über Lebenswelten einschlägiger großfamiliärer Strukturen und ihrer Umwelt, insbesondere der Gesamtgesellschaft, gewonnen werden. Hierbei wird die Methodologie der Grounded Theory (GT) angewendet. Im Sinne des nachfolgend näher beschriebenen GT-Ansatzes wird der Fokusgruppe möglichst offen begegnet. Dabei wird vor dem Feldeinstieg auf die Formulierung eng zugeschnittener Forschungsfragen verzichtet. Was den Alltag der Fokusgruppen in welcher Weise prägt, wird nicht vorab durch eine feste Fragestellung antizipiert, sondern aus der qualitativen Forschung im Feld herausgearbeitet. Eine praxeologische Sichtweise soll demgemäß bei der Generierung von Einblicken in die Lebenswelt(en) der Akteur:innen helfen. Zu identifizierende Praktiken der Fokusgruppe dienen dabei als Analyseeinheit. Ziel ist es, den Blick auf Alltägliches zu schärfen und mit dem der öffentlichen Wahrnehmung abzugleichen. In der durch Medien geprägten Öffentlichkeit werden mit dem Begriff der „Clankriminalität“ – und somit mit den der „Clankriminalität“ zugeordneten Familienangehörigen – häufig auch bestimmte Szenenfelder genannt. So beispielsweise die Gangsta-Rap-, Shisha-Bar-, Kampfsport- und Türsteher:innenszene. Auffällig ist hierbei, dass die Lebensrealitäten derjenigen, die sich in eben jenen Feldern aufhalten, kaum Beachtung erfährt und, wie bereits erwähnt, sozialwissenschaftlich kaum erforscht ist. Aus diesem Grund fokussiert die hier dargestellte Forschung diese vier Szenen, um gängige Narrative konzeptionell zu durchdringen und die Lebenswelten derjenigen, die sich in den genannten vier Szenenfelder aufhalten, möglichst präzise abzubilden. Zu betonen ist hierbei auch, dass das Forschungsprojekt eine Analyse der Szenen vornehmen und somit die Frage beantworten möchte, ob und wo sich das Konstrukt „Clan“ überhaupt als relevant zeigt.