Buchbeiträge
Salafism in Germany: Democracy and Resilience
Beitrag von Mahmoud Jaraba in: Jäger, T., Thiele, R. (eds) Handbook of Political Islam in Europe. Springer Handbooks of Political Science and International Relations. Cham: Springer. 2024. pp. 97–112. DOI: 10.1007/978-3-031-46173-6_6
This chapter explores the challenges Salafists present to Western liberal democracy, with a particular emphasis on Germany. Through Jaraba’s detailed fieldwork centered on the al-Tawhid mosque, recognized as a hub for Salafist endeavors, it becomes evident that Salafists strongly advocate for Muslims to distance themselves from the broader society. Adopting a bottom-up strategy, they focus on local Muslim communities with the intent to methodically diminish democratic principles. While the examination of the al-Tawhid mosque offers significant insights, the implications stretch beyond a singular case. Salafist groups consistently disseminate their ideologies via sermons and social platforms, intensifying the potential for radicalization. This chapter emphasizes the crucial need to bolster democratic resilience, safeguarding Muslim populations from the pervasive narratives of Salafists to maintain societal harmony and uphold democratic institutions.
“Clan Crime” in Germany: Migration Politics, Socio-Economic Conditions, and Intergenerational Transmission of Criminal Behavior
Beitrag von Mahmoud Jaraba in: Hans Nelen and Dina Siegel (eds.): Organized Crime in the 21st Century. Motivations, Opportunities, and Constraints. Cham: Springer. 2023. pp. 85-101.
In Germany, an intense political and media discussion has emerged on the phenomenon of “clan crime” (Clan-Kriminalität). In the course of the debate, “Arab clans” have often been accused of establishing criminal networks based on kinship and family ties. Despite the public debate, however, there has been very little empirical research on the topic and virtually no attempt to understand it on a scientific basis by examining its socio-historical and cultural contexts. In this chapter, I demonstrate the roles of migration politics, socio-economic conditions, and kinship dynamics in shaping the structure and character of “clan crimes” in Germany. I argue that when a crime is committed by a member of a clan, it usually takes place either within that person’s nuclear family or independently of it and not at a clan level. Despite a widespread belief to the contrary, in my fieldwork, I found no evidence of clans either organizing or supporting organized criminal activity.
Rechtslinguistik: Sprache, Recht und Translation
Beitrag von Hatem Elliesie und Beate Anam in: Matthias Kötter, Tilmann Röder, Jens Deppe, and Julie Trappe (eds.): Rechtsstaatsförderung: Handbuch für Forschung und Praxis. Stuttgart: Kohlhammer 2022. pp. 294–299.
Thematische Einführung: wie begegnet die Rechtsforschung und -praxis außergerichtlicher Konfliktregulierung („Paralleljustiz“) nahöstlich geprägter Bevölkerungsgruppen
Beitrag von Hatem Elliesie in: Martin Lau und Faris Nasrallaha (eds.): Yearbook of Islamic and Middle Eastern Law. Yearbook of Islamic and Middle Eastern Law 20 (2021). Leiden; Boston: Brill, pp. 204–242.
Strafrechtliche Aufarbeitung von Kriminalität im arabisch-migrantischen Milieu Berlins: ein Fallbeispiel zum Umgang mit „Selbstjustiz“ und „Familienehre“
Beitrag von Hatem Elliesie und Peter Scholz (Amtsgericht Charlottenburg / Freie Universität Berlin) in: Hatem Elliesie, Silvia Tellenbach, and Irene Schneider (eds.): Migration und ‚Heimatrecht‘: Herausforderung muslimisch geprägter Zuwanderung nach Deutschland. Studies on Islamic Cultural and Intellectual History 5. Wiesbaden: Harrassowitz. 2022, pp. 31–43.
The Word of God for the Indian Muslim of Today
Beitrag von Jan-Peter Hartung in: Saeed Zarrabi-Zadeh, Armina Omerika, Thomas K. Gugler and Michael E. Asbury (eds.): Dynamics of Islam in the modern world: Essays in honor of Jamal Malik. Leiden, Boston: Brill. 2022. pp. 121–140.
Wenn es um die Analyse der Positionen muslimischer Intellektueller gegenüber der indischen Unabhängigkeitsbewegung geht, dann hat sich die Forschung bislang auf Positionen beschränkt, die die politischen Realitäten nach 1947 entscheidend beeinflusst haben. Hartung unternimmt in seinem Text den Versuch, das Forschungsfeld für religiös getragene Gesellschaftsideen zu öffnen, indem er sich mit dem Schaffen Abul Kalam Azads auseinandersetzt. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen spricht sich Azad in seiner Koranexegese gegen eine Teilung der damaligen britischen Kronkolonie entlang religiöser Gemeinschaftslinien aus. Unter Beibehaltung der damaligen politischen Grenzen, plädierte er für ein religiös hoch diverses Indien unabhängig von britischer Kolonialherrschaft.
Taking Lessons from the Prophet in Times of War: Muḥammadan Images During the Afghan Resistance (ca. 1978–92)
Beitrag von Jan-Peter Hartung in: David Jordan, Rachida Chih and Stefan Reichmuth (eds.): The Presence of the Prophet in Early Modern and Contemporary Islam. Leiden, Boston: Brill. 2022. pp. 419–447.
In diesem Kapitel wird die Verwendung prophetischer Darstellungen durch eine breite Auswahl derjenigen untersucht, die zwischen 1978 und 1992 aktiv am Widerstand gegen das kommunistische Regime in Kabul und die sowjetische Militärinvasion in Afghanistan herangezogen wurden.
The Social Dynamics of Khulʿ. The Experience of German Muslims
Beitrag von Mahmoud Jaraba in: Oliver Leaman (ed.): Routledge Handbook of Islamic Ritual and Practice. Oxford/New York: Routledge. 2022. pp. 305-313.
Der Beitrag widmet sich dem Thema chulʿ, einem spezifischen Scheidungsrecht für Ehefrauen, bei der die Frau üblicherweise die Brautgabe (mahr) zurückzahlen oder auf noch ausstehende Anteile verzichten muss, um aus einer Ehe auszutreten. Aufbauend auf seiner ethnographischen Feldforschung zwischen 2013 und 2019 versteht Jaraba chulʿ als Teil dichter sozialer Netzwerke, die starke religiöse und soziale Normen aufweisen, wodurch exklusive männliche Identitäten verstärkt würden.
Der Text findet sich als Kapitel im Routledge Handbook of Islamic Ritual and Practice, welches von Oliver Leaman herausgegeben wurde.
Approaches to Islamic Finance and Banking: between Islamic Legal Theory and Economic Practice
Beitrag von Hatem Elliesie in: Martin Lau und Faris Nasrallaha (eds.): Yearbook of Islamic and Middle Eastern Law. Yearbook of Islamic and Middle Eastern Law 20 (2021). Leiden; Boston: Brill, pp. 204–242.
Schächten als Bestandteil muslimischer Lebenswelten in Deutschland: rechts- und islamwissenschaftliche Perspektiven
Beitrag von Hatem Elliesie und Sarah Armbruster in: Mirko Uhlig and Dominique Conte (Hrsg.): Recht gläubig? Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf das Verhältnis von Religion und rechtlicher Normierung im Alltag. Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie/Volkskunde 19. Münster: Waxmann. 2020. S. 133–161.
Diese Publikation basiert auf einer empirischen Studie in Münster. Hierbei werden islamische (und analog auch jüdische) Speisevorschriften islamwissenschaftlich und religionssoziologisch beleuchtet. Die religiös-normativen Rahmungen und der staatsrechtliche Regelungen werden hiermit verflochten, um sie im Lichte der qualitativen Erhebungen mit den tatsächlichen Alltagsverständnissen von Gläubig*innen zu reflektieren.
Weder Fluch noch Segen. Die Türkei und die deutsche Einheit
Beitrag von Hüseyin Çiçek in: Michael Gehler und Maximilian Graf (Hrsg.): Europa und die deutsche Einheit. Beobachtungen, Entscheidungen und Folgen. 2017.
Hisba (modern times)
Publikation von Jörn Thielmann in: Gudrun Krämer et al. (eds.): The Encyclopaedia of Islam Three. Leiden, Boston: Brill. 2017. fasc. 3. pp. 63-65.
The Transformation of Mythical, Biblical and Apocryphal Narrations in the Quran: A Mimetic Approach
Publikation von Hüseyin Ciçek in: Rüdiger Braun und Hüseyin Çiçek (eds.): New Approaches to Human Dignity in the context of Qur’anic Anthropology. The Quest for Humanity. Cambridge Scholars Publishing. 2017. S. 149-164.
Verhalten der Menschen prüfen – Islam und deutsches Recht
Publikation von Mathias Rohe in: Glanzlichter der Wissenschaft 2016, hg. vom Deutschen Hochschulverband (Dezember 2016)
Türkische Migration nach Vorarlberg im Kontext individueller Gesellschaftserfahrungen
Publikation von Hüseyin I. Çiçek in: Peter Melichar et al.: WANDERUNGEN. Migration in Vorarlberg, Liechtenstein und der Ostschweiz zwischen 1700 bis 2000, hg. von Peter Melichar et al., Wien, S. 227-241 (Oktober 2016)
Europäisches Kollisionsrecht und religiöses Recht
Publikation von Mathias Rohe in: Stefan Arnold (hrsg.): Grundfragen des Europäischen Kollisionsrechts. August 2016.
Das Europäische Kollisionsrecht dient der europäischen Idee eines Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts ohne Binnengrenzen. Diese Aufgabe kann es nur erfüllen, wenn sich die Akteure des Rechts immer wieder von Neuem seinen Grundfragen stellen. Sie betreffen zunächst die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Hintergründe, die für das Europäische Kollisionsrecht von herausragender Bedeutung sind. Die zusammengeführten Beiträge einer Tagung in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nähern sich den Grundfragen an.
Mathias Rohe widmet sich in seinem Buchbeitrag dem Verhältnis des Europäischen Kollisionsrechts zu religiösem Recht. Er zeigt anhand etlicher Beispiele die Probleme auf, die bei der Anwendung religiös geprägten Rechts vor deutschen Gerichten entstehen können. Die Gerichte sollten diese Anwendung nur verweigern, wenn das konkrete Anwendungsergebnis – nicht die abstrakte Norm – gegen wesentliche Grundsätze des deutschen Rechts (den sogenannten „ordre public“) verstößt. Denn die pauschale Nichtanwendung diskriminierender Normen könne gerade diejenigen benachteiligen, die geschützt werden sollten, so Rohe. Das zeige sich etwa, wenn eine jahrelang misshandelte Ehefrau durch „Talaq-Scheidung“ von ihrem Ehemann einseitig verstoßen werde. Hier könne die Anerkennung der Scheidung den Interessen der Ehenfrau am besten entsprechen.
Regime Change and Islamic Movements: The Turkish AKP and the Egyptian MB in a Comparative Perspective
Publikation von Mahmoud Jaraba in: Peter Lintl, Christian Thuselt und Christian Wolff (Hrsg.): Religiöse Bewegungen als politische Akteure im Nahen Osten. 2016. Baden-Baden: Nomos. S. 323–352.
Die Erfassung der Anderen – Europäische Wahrnehmungen von Muslimen zwischen Überlieferung und Erfahrung
Publikation von Gerdien Jonker in: R. Bernhardt und E. Fürlinger (Hrsg.): Umstrittene Sichtbarkeit. Moscheebaukonflikte, in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Zürich: TVZ-Verlag. 2016. S. 123-136.
Der Bau von Moscheen und Minaretten in europäischen Ländern ist nach wie vor umstritten. Erstmals werden in diesem Band die Situation des Moschee- und Minarettbaus und die damit verbundenen Auseinandersetzungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verglichen. Der erste Teil der Untersuchung bietet eine forschungsbasierte Übersicht zu den Moscheebaukonflikten in den drei Ländern. Um die zugrundeliegenden Dynamiken besser zu verstehen, versammelt der zweite Teil analytische Perspektiven verschiedener Disziplinen auf diese gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen. Damit bietet der Band eine umfassende Darstellung eines der zentralen Brennpunkte im Konfliktfeld rund um Islam und die Zuwanderung von Muslimen im deutschsprachigen Raum.
Salafismus, Jihadismus und Islamismus in Deutschland
Publikation von Riem Spielhaus in: Uwe Backes, Alexander Gallus und Eckhard Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie. Baden-Baden: Nomos. 2015. S. 247-269.
Das vergessene Experiment. Deutsch – muslimische Wahlverwandtschaften in der Zwischenkriegszeit
Publikation von Gerdien Jonker in: Claudia Schmitt-Hahn (Hrsg.): Ouverture Spirituelle. Disputationes der Salzburger Festspiele. Salzburg: Herbert Batliner Institut. 2015. S. 35-41.
Das vergessene Experiment. Jüdisch – muslimische Wahlverwandtschaften in der Zwischenkriegszeit
Publikation von Gerdien Jonker in: Michael Gabel, Jamal Malik und Justyna Okolowicz (Hrsg.): Interreligiöse Beziehungen im Wandel der Zeit. Münster. 2015.
In ihrem Beitrag „Das vergessene Experiment. Jüdisch-muslimische Wahlverwandtschaften in der Zwischenkriegszeit“ beschreibt Gerdien Jonker Freundschaften und Kooperationen zwischen Juden und Muslimen im Berlin der Zwischenkriegsjahre. Nach Ende des ersten Weltkriegs zog Berlin muslimische Eliten in Massen an. Aufgrund der dort jedoch noch immer herrschenden Armut, nahmen viele jüdische Familien muslimische Studenten in der Hoffnung auf ausländische Währung bei sich zuhause auf. Als Zweckkooperation begonnen, entwickelten sich aus diesen Wohngemeinschaften oftmals Freundschaften, manchmal sogar Liebesbeziehungen und Ehen. Auch auf wissenschaftlicher Ebene wurde kooperiert.
Mit Beginn des zweiten Weltkriegs zeigte sich die Tiefe dieser Wahlverwandtschaften: So halfen viele der heimisch gewordenen Muslime ihren jüdischen Familien und Freunden, die durch die Naziherrschaft verfolgt wurden, bei deren Flucht, manchmal auch in islamische Länder.
Die muslimischen Helfer der Juden spielten in den Nachkriegserinnerungen und Helfergedenken jedoch lange keine Rolle – Ihre Bedeutung wurde verdrängt. Erst mit der Stolpersteinbewegung wurden die Schicksale der islamischen Fluchthelfer neu entdeckt. Wenn jedoch auch dieser Teil der Geschichte gestärkt wird, so Jonker, „dann erhält das europäische Gedächtnis des Islam ein anderes Gesicht.“
In Search of Religious Modernity: Conversion to Islam in Interwar Berlin
Publikation von Gerdien Jonker in: Bekim Agai, Umar Ryad und Mehdi Sajid (eds.): Muslims in Interwar Europe. A Transcultural Historical Perspective. Muslim Minority Series. Leiden: EJ Brill. 2015. pp. 27-66.
Mit Hilfe von persönlichen und offiziellen Archiven, Memoiren, Artikeln und Korrespondenzen analysieren die Textbeiträge die vielfältigen religiösen, politischen und intellektuellen Verknüpfungen des Islams im Europa zwischen den Weltkriegen. Es wird argumentiert, dass Muslime im Zwischenkriegseuropa weder Besucher noch „Kolonial-Opfer“, sondern vielmehr eine Gruppe eigenständig agierender Akteure auf der europäischen und internationalen Ebene waren.
Der Beitrag von Gerdien Jonker untersucht muslimische Missionarstätigkeiten und deren Adressaten im Berlin der Zwischenkriegsjahre. Sie zeigt die verschiedenen Motivationen der Missionare unter Einbezug ihres kulturellen Hintergrunds auf und erklärt die Attraktivität der Konversion zum Islam für deutsche Christen und Juden in den 20er und 30er Jahren. Es wird deutlich, dass es insbesondere Modernisierungsbestrebungen sind, die die Interessen der jeweiligen Akteure rahmen.