Beiträge in Fachzeitschriften
Discrimination and Civic Engagement of Immigrants in Western Societies. A Systematic Scoping Review
Artikel (peer-reviewed) von Stephanie Müssig und Inken Okrug, in: Journal of International Migration and Integration (2024), DOI: doi.org/10.1007/s12134-024-01154-9
In ihrem neuen Artikel führen die FAU EZIRE-Mitarbeiterinnen Stephanie Müssig und Inken Okrug eine systematische Bestandsaufnahme von Publikationen durch, die den Zusammenhang zwischen wahrgenommener und erlebter Diskriminierung und dem bürgerschaftlichen Engagement von Migrant:innen in westlichen Gesellschaften untersuchen.
Rethinking Consanguineous Marriages in a Diasporic Setting: A Case Study of ar-Rashidiyya Kinship Community in Germany
Artikel (peer-reviewed) von Mahmoud Jaraba, in: Journal of Family History (2024), DOI: 10.1177/03631990241252056
In seinem neuen Artikel untersucht FAU EZIRE-Mitarbeiter Mahmoud Jaraba die sich verändernde Landschaft der Verwandtenheirat der ursprünglich aus der türkischen Provinz Mardin stammenden deutschen ar-Rashidiyya-Gemeinschaft.
The nexus of women and ‘Clan Crime’: unravelling the dynamics and constraints
Artikel (peer-reviewed) von Mahmoud Jaraba, in: Trends Organ Crim (2024), DOI: 10.1007/s12117-024-09530-8
Im diesem Beitrag beschäftigt sich FAU EZIRE-Mitarbeiter Mahmoud Jaraba mit der bis dato häufig vernachlässigten Rolle von Frauen in der deutschen ‚Clankriminalität‘.
Clankriminalität. Eine kritische Perspektive
Artikel (peer-reviewed) von Mahmoud Jaraba, in: Kriminalistik, 3 (2024)
In seinem neuen Artikel bietet FAU EZIRE-Mitarbeiter Mahmoud Jaraba eine kritische Analyse der „Clankriminalität“ in Deutschland, wobei er ein vertieftes Verständnis der komplexen Familienstrukturen und individuellen Verhaltensweisen innerhalb dieser Gruppen fordert. Er hinterfragt vereinfachte „Clan“-Stereotypen und betont die Notwendigkeit eines Bottom-up-Ansatzes, der die realen familiären Kontexte und die Art der kriminellen Aktivitäten beleuchtet.
Klassisch islamische Rechtsmethodik: Prinzipien, Rezeptionen und Divergenzen
Artikel (peer-reviewed) von Hatem Elliesie, in: Rechtsphilosophie: Zeitschrift für die Grundlagen des Rechts, 2 (2023): 109–127, DOI: doi.org/10.5771/2364-1355-2023-2-109.
Im Rahmenartikel für das Sonderheft „Islam und Recht“ setzt sich FAU EZIRE-Mitarbeiter Hatem Elliesie mit den klassischen Methoden und Unterscheidungen des normativ pluralistischen islamischen Rechts auseinander.
René Girard’s Mimetic Theory and Its Value in Understanding Sura Maryam: A Mimetic Analysis of Mythical, Biblical, and Apocryphal Transformations
Artikel (peer-reviewed) von Hüseyin Cicek, in: Religions, 14(7) (2023):912, DOI: 10.3390/rel14070912.
In seinem neuen Artikel schreibt Hüseyin Cicek über „René Girard’s Mimetic Theory and Its Value in Understanding Sura Maryam: A Mimetic Analysis of Mythical, Biblical, and Apocryphal Transformations“ in der Fachzeitschrift Religions.
Local German Salafists and Saudi Arabia – An Unholy Alliance
Artikel (peer-reviewed) von Mahmoud Jaraba, in: Journal of Muslims in Europe, online (2023), DOI: 1163/22117954-bja10083.
In seinem Beitrag beschäftigt sich Mahmoud Jaraba mit dem neuen Verhältnis von deutschem Salafismus und Saudi-Arabien. In der Vergangenheit wurde der Salafismus in Deutschland oft als Produkt von saudischen Bemühungen betrachtet, die eigene konservative Auffassung des Islam zu verbreiten. Doch im Zuge seiner sozialen Liberalisierung distanzierte sich das Königreich in den letzten Jahren zunehmend vom Salafismus.
Islam und Menschenrechte
Artikel (peer-reviewed) von Hatem Elliesie, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 70(4) (2022): 793–802.
In seinem Beitrag geht Hatem Elliesie dem Verhältnis von Islam und Menschenrechten, das er in einem Spannungsfeld von zwei Normativitätsansprüchen sieht, nach. Dieses begründe sich zum einen aus dem Anspruch der islamischen Authentizität und zum anderen aus der Universalität. Ein islamischer Menschenrechtsdiskurs müsse zwischen beiden Normativitätsansprüchen navigieren und sie in einer islamisch legitimen und universal konsensfähigen Konzeption der Menschenrechte vereinen.
Special Issue: Mosque Archives in Germany
Die folgenden Artikel, im November 2022 im Journal of Muslims in Europe 11(3) erschienen, umreisen unter anderem die Ergebnisse aus dem DFG geförderten Projekt „Die Erforschung von Moscheearchiven in Deutschland“, das von Dr. Gerdien Jonker geleitet wurde.
Gerdien Jonker, Stephanie Müssig: Introduction
Gerdien Jonker: Overviewing a Century
Mahmoud Jaraba: Problems Relating to Archiving Nikah Documents in Germany’s Arab Mosques
Stephanie Müssig: Factors That Shape Mosque Archives
Gerdien Jonker et al.: Turkish Mosque Archives in Industrial Towns in Southern Germany
Cultural diplomacy and the reconfiguration of soft power: Evidence from Morocco
Artikel (peer-reviewed) von Katharina Nicolai und Andreas Wüst (Universität Bayreuth), in: Mediterranean Politics, online (2022), DOI: 10.1080/13629395.2022.2033513.
Unter Mohammed VI. hat sich die Rolle Marokkos deutlich gewandelt, was mitunter zu einer Verschiebung regionaler Machtkonstellationen führte. Neben einer Ausweitung harter Machtressourcen wurde das kulturelle Kapital des Königreichs sukzessive als politisches Instrument in Wert gesetzt (soft power), mit dem Ziel das Image des Landes in der internationalen Wahrnehmung zu verbessern. Die AutorInnen analysieren in ihrem Paper zum einen die Strategien, die vom Königreich hierzu angewandt werden und zeigen im Weiteren auf, welche außenpolitischen Ziele im Schatten dessen verfolgt werden.
Der „Paralleljustiz“ in Deutschland begegnen
Artikel von Hatem Elliesie und Frank Michael Heller, in: Deutsche Richterzeitung, 98. Jahrgang, Heft 3 (2020), S. 100–103.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem, was man allgemeinhin mit dem Schlagwort „Paralleljustiz“ zu beschreiben versucht. Dieser Begriff hat sich in den letzten Jahren nicht nur in der gesellschaftlichen Debatte durchgesetzt, sondern auch Eingang in den staatsanwaltlichen und richterlichen Sprachgebrauch gefunden. Dies ist, so die Autoren, jedenfalls im Verwendungskontext der Rechtspraxis, erstaunlich, da es sich bei „Paralleljustiz“ eben nicht um einen genuin juristischen Terminus handelt. Der Artikel nimmt sich dem Phänomen an und stellt wissenschaftliche Ansätze und Maßnahmen aus der Rechtspraxis dar.
Die Religionsbehörde Diyanet im Kontext türkischer Identitäts- und Religionspolitiken – Zum Zusammenspiel religiöser und staatlicher Akteure in der Türkei seit 1923
Artikel von Hüseyin I. Çiçek in: Südosteuropa Mitteilungen, Jg. 60, Heft 5, 2020, 39 – 54, Volk Agentur + Verlag, München.
Außen- und Innenpolitik sind in der Türkei aufs Engste verwoben. Das zeigt auch die Analyse von Hüseyin Çiçek über das türkische „Direktorat für Religiöse Angelegenheiten“ (Diyanet), welches die maßgebliche religiöse Institution innerhalb des türkischen Staates darstellt. Der Autor weist nach, dass Diyanet seit seiner Gründung 1923 vor allem dazu diente, die religiösen wie auch politischen Interessen der Staatsmacht zu vertreten. In-sofern sei es nicht verwunderlich, dass die Behörde auch den autoritären Kurs der AKP unter Präsident Erdoğan unterstütze und legitimiere, so der Autor.
Der Friedensvertrag von Sèvres 1920 und die osmanische Haltung
Artikel von Hüseyin I. Çiçek in: Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs, Jg. 9, Heft 2, 2019, 444 – 455, Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften.
„Kore’ye sılâhlı kuvvetler gönderiyoruz [Wir senden unsere Streitkräfte nach Korea]“ Die türkische Presse und der Korea Krieg.
Artikel von Hüseyin I. Çiçek in: Zeitgeschichte (3), 2019, 409-4029, Vienna University Press.
In dem Artikel wird auf Grundlage verschiedener türkischer Zeitungen Berichterstattung vor und während des Korea-Krieges analysiert. Bis Juni1950 bestanden keine Beziehungen zu Nord- oder Südkorea. Gleichzeitig begann der aufkommende Antagonismus zwischen den USA und Sowjetunion spaltete die Welt in zwei Blöcke. Die Türkei hatte seit Ende des Zweiten Weltkrieges eine Allianz mit Frankreich, Großbritannien, Italien und den USA angestrebt. Der Korea-Krieg bot der Türkei eine einmalige Gelegenheit, sich dem Verteidigungsbündnis des kapitalistischen Westens anzuschließen.
Unentdeckte Dichotomien in den Schriften Ismail Bey Gaspıralıs
Ein peer-reviewed Artikel von Hüseyin I. Çiçek, publiziert von der Gesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Forschung und Publikation (Januar 2017)
Ismail Bey Gaspıralı gehört zu den Gründervätern des türkischen Nationalismus. Dessen Schriften erfreuen sich in der Türkei einer großen Beliebtheit und wurden in den letzten Jahren in verschiedenen Editionen publiziert. Ismail Bey wird als Kosmopolit, Völkerverständiger oder Brückenbauer und vor allem als Vorbild vieler türkisch-nationalistischer Intellektueller ausgezeichnet. Der folgende Aufsatz versucht anhand türkischer Gaspıralı Quellen einen kritischen Blick auf dessen Schriften zu werfen und Dichotomien in seinem Denken herauszuarbeiten.
Verhalten der Menschen prüfen – Islam und deutsches Recht
Beitrag von Mathias Rohe in: „Forschung & Lehre“, Jg. 23 (November 2016)
In der Diskussion, ob Rechtsvorstellungen im Islam dem westlichen Verständnis von Demokratie und Freiheit widersprechen, werden oft die Mechanismen des Rechtsstaats verkannt, aber auch die Vielfalt islamisch-normativer Haltungen. Eine Religion unter Generalverdacht zu stellen ist falsch und schädlich.
ADR und „Paralleljustiz“
Beitrag von Mathias Rohe in den Politischen Studien, Jg. 67, der Hanns Seidel Stiftung, S. 24-32 (September 2016)
Wird der deutsche Rechtsstaat durch „Paralleljustiz“ untergraben? Gibt es Scharia-Gerichte, die islamisch-orientalische Rechtsnormen gegen die Ordnung des Grundgesetzes durchsetzen? Der vorliegende Beitrag will zunächst die Fakten klären. Er arbeitet die wirklichen Ursachen von „Paralleljustiz“ heraus, beschreibt Möglichkeiten, wie rechtsstaatlicher Schutz für die gesamte Bevölkerung effizient gewährleistet werden kann, und unter welchen Voraussetzungen außergerichtliche Streitbeilegung positiv zu nutzen ist.
„Paralleljustiz“ in Berlin’s Mhallami Community in View of Predominately Customary Mechanisms
Eine Publikation von Mahmoud Jaraba, in: Zeitschrift für Recht und Islam, (8) 2016, 225-239.
Die neueste Publikation von Mahmoud Jaraba beschäftigt sich mit den Hintergründen, Akteuren und Mechanismen des Phänomens „Paralleljustiz“. Jaraba kommt zu dem Schluss, dass Strukturen von Paralleljustiz in verschiedenen deutschen Städten vorkommt und die Religion für die beteiligten Akteure dabei nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dem Staat fehle derweil eine langfristige Strategie, um mit dem Phänomen umzugehen.
Sicherheit durch Integration in Österreich 2016
Aufsatz von Alexander Schahbasi in der Sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2016 der Direktion für Sicherheitspolitik, Österreichisches Bundesheer, S. 367-369 (2015)
Tendenziell besteht 2016 ein erhöhtes Konfliktpotential im Hinblick auf gesellschaftliche Spannungen. Ob und wie sich Situationen ergeben, in denen es zur Beeinträchtigung von der öffentlichen Sicherheit kommt, kann nicht vorhergesagt werden. Mittelfristig kommt es vor allem darauf an, wie umfassend und flächendeckend Integrationsmaßnahmen erfolgen, damit Potentiale genutzt werden können.
Finding a Place for Islam in Germany: Islamic Organisations under Private and Public Law
Ein peer-reviewed Artikel von Riem Spielhaus und Martin Herzog im Journal of Religion in Europe (2015)
Während in aktuellen Debatten über den Islam in Deutschland die Anerkennung oft auf die Inkorporation von islamischen Organisationen in das Öffentliche Recht reduziert ist, zeigt dieser Artikel, dass das deutsche Recht eine Vielzahl von Möglichkeiten und Rechtsinstrumenten kennt, die ein öffentliches Wirken von Religionsgemeinschaften im Rahmen des Privatrechts erlauben.
Untersuchung zur Rolle islamischer Normen im Alltag von Muslimen
Spielen islamische Gebote eine Rolle für Muslime, wenn sie Entscheidungen über den Umgang mit ihrem Eigentum im Alltag treffen müssen? Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass einige Gebote von Muslimen stärker beachtet werden als andere. EZIRE-Mitarbeiterin Stephanie Müssig hat in ihrem systematischen Review herausgefunden, dass Muslime besonders islamische Normen zum Konsum beachten. Islamische Normen zum Umgang mit Produktionsgütern spielen im Alltag von Muslimen eher eine untergeordnete Rolle.
In ihrer Auswertung von 20 Forschungsarbeiten zur Rolle islamischer Konsum- und Produktionsgebote im Alltag von Muslimen kommt Stephanie Müssig zu folgendem Ergebnis: Islamische Normen, die den Umgang mit Eigentum in Bezug auf Konsum regeln, beeinflussen Einstellungen und Handlungsentscheidungen von Muslimen im Alltag. Dies betrifft beispielsweise den Konsum von halal geschlachtetem Fleisch oder den Konsum von Alkohol, der im Islam verboten ist, aber auch Konsumentscheidungen im Allgemeinen. Dagegen haben islamische Normen, die den Umgang mit Produktionsgütern regeln, für Muslime einen geringeren Stellenwert. So spielen islamische Normen kaum eine Rolle, wenn Muslime Investitionsentscheidungen treffen oder für ihre Unternehmensführung.
Für den systematischen Review hat Stephanie Müssig sechs wichtige elektronische Zeitschriftendatenbanken der Sozial- und Islamwissenschaften nach Forschungen bis August 2013 durchsucht, die sich mit der Bedeutung islamischer Normen in Konsum- und Produktionsfragen von Muslimen in Westeuropa empirisch auseinandersetzen. Die Autorin konnte 20 relevante Forschungsarbeiten identifizieren, deren Ergebnisse sie auswertete. Der systematische Review ist in der Zeitschrift „Journal of Muslims in Europe“ unter dem Titel „Muslims‘ Day-to-Day Handling of Property and the Adherence to Islamic Norms. A Systematic Review of Studies for Western Europe“ erschienen. Die Untersuchung entstand im Rahmen des ANR-DFG-Projektes „Understanding Property in Moslem Transitional Environments (PROMETEE)“
Abhandlung zur Brautgabe (mahr) aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen
Aus islamwissenschaftlicher, juristischer und soziologischer Perspektive haben sich die EZIRE-MitarbeiterInnen Ursula Günther, Martin Herzog und Stephanie Müssig mit der islamischen Brautgabe (mahr) auseinander gesetzt. Die Abhandlung wurde im Rahmen des deutsch-französischen ANR-DFG-Projektes „Understanding Property in Moslem Transitional Environments (PROMETEE)“ verfasst. Sie ist unter dem Titel „Researching Mahr in Germany: A Multidisciplinary Approach“ in der Zeitschrift „Review of Middle East Studies“ erschienen.
In Search of Religious Modernity: Conversion to Islam in interwar Berlin
Ein Beitrag von Gerdien Jonker in „Muslims in Interwar Europe“ (2015)
Der Beitrag von Gerdien Jonker betrachtet die Aktivitäten muslimischer Missionare im Berlin der Zwischenkriegsjahre. Vorgestellt werden die Islamische Gemeinde zu Berlin (IGB) ebenso wie die Ahmadiyya Anjuman i Isha’at i-Islam (AAII), die hauptsächlich mit der Missionierung befasst waren. Weiterhin befasst sich Jonker mit den Biographien einzelner islamischer Konvertiten. Durch die Schilderung der verschiedenen Biographien von Missionierenden und Missionierten wird deutlich, auf welche unterschiedliche Weise im Europa der 20er Jahre „Modernität“ gesucht – und gefunden wurde.
A Laboratory of Modernity. The Ahmadiyya Mission in Interwar Europe
Publikation von Gerdien Jonker, in: The Journal of Muslims in Europe 3: 1-25 (2014).
In ihrem Beitrag zeichnet Jonker die Geschichte der Ahmadiyya-Mission unter Berücksichtigung des Globalisierungsnarrativs auf. Nachdem sie erst über ein gewisses Setting verfügten, reagierten die Missionierenden auf lokale Strömungen, die mit dem Modernitätsbegriff experimentierten, in der Hoffnung, so EuropäerInnen für den Islam zu gewinnen und diesen gleichzeitig zu modernisieren.
Der Artikel beschäftigt sich zunächst mit der „mental map“, mit der die Ahmadiyya und andere muslimische Intellektuellen-Bewegungen an die europäische Bevölkerung herantritten. Er zeigt die Arbeit der Missionars-Organisation und stellt die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen dem Center der Missionierung in Lahore und den Zweigstellen in Berlin dar. Dann wird der politische Kontext der Missionierung ebenso nachgezeichnet wie die Wahrnehmung von und Anpassung an europäische Ideen. Als Teil der Globalisierung bieten die Berliner Missionierungen ein gutes Beispiel für lokale religiöse Adaption, bei dem die enge Beziehung zwischen den muslimischen Neuankömmlingen und ihren lokalen Zielpersonen im Vordergrund stand.
Rechtfertigung islamistisch-terroristischer Gewalt mit Blick auf die Kriegsbotschaften der al-Qaida
Publikation von Hüseyin I. Çiçek, in: Innsbrucker Diskussionspapiere zu Politik, Religion und Kunst 48 (September 2014).
In seinem Artikel untersucht Hüseyin I. Cicek die Legitimationsstrategien islamistisch-terroristischer Aktivitäten von Al-Qaida. Dabei folgt er der Grundannahme, dass Menschen nicht primär Gewalt anwenden, weil sie diese für unausweichlich halten, sondern vielmehr ein intensives Bewusstsein über die Auswirkungen von Gewalt auf das Leben haben und daher versuchen, die Gesamtheit der Gewalt mit einem einzigen, finalen Gewaltakt zu beenden. Dabei ist es für islamistischen Terrorismus‘ laut Cicek zentral, das Individuum im Kollektiv aufgehen zu lassen. Islamistische Terroristen seien sich also durchaus bewusst, dass sie Gewalt gegen „den Westen“ anwendeten, rechtfertigten diese aber als Abwehr der ihrer eigenen, bzw. von ihnen konstruierten Gemeinschaft über die Jahre hinweg angetanen Gewalt.
The Dynamics of Adaptive Globalisation. Muslim Missionaries in Weimar Berlin
Publikation von Gerdien Jonker, in: Entangled Religions 1: 115-158 (2014).
Der Beitrag von Jonker untersucht adaptive Globalisierungstendenzen am Beispiel der Schnittstelle des kolonisierten Indiens und dem kolonialen Nachkriegs-Europa der 1920er Jahre. Er untersucht muslimische Missionierende, die nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland missionierten. Mit ihrem Ursprung in Britisch-Indien waren die Missionierenden maßgeblich von der kolonialen Geschichte Indiens geprägt. Sie sahen ihre Mission als einen weiteren Schritt im Prozess hin zu adaptiver Globalisierung, also dem Drang, sich westlicher Dominanz einerseits anzupassen und sie andererseits umzukehren.
Jonker zeichnet den Wettbewerb unter den Missionierenden im Berlin der Weimarer Republik nach und zeigt dabei die enge Verbindung von pan-islamischen Ideen, politischen Strategien und reformorientierter religiöser Symbolik auf. Die Versuche, Menschen aus westlichen Kulturkreisen zum Übertritt zum Islam zu bringen, waren ein zweischneidiges Schwert: Während die Missionierenden mit deren eigener Sprache an die deutschen Modernisten herantraten, konnten diese sich verschiedenen Missionarsangeboten entscheiden und sich den Islam aussuchen, der am besten zu ihren Bedürfnissen passte.