Wechselwirkungen
Wechselwirkungen islamistischer Radikalisierung im gesellschaftlichen und politischem Kontext betrachtet
Wie nehmen Muslime die durch islamistische Radikalisierung ausgelösten Veränderungen in Form von Politiken, Diskursen und Praktiken wahr? Wie reagieren sie, nach innen und nach außen? Was wird eigentlich in muslimischen Milieus diskutiert, was gelehrt, was gepredigt?
Auch wenn in der Öffentlichkeit Einschätzungen dazu zirkulieren, gibt es kaum empirisch gesicherte, wissenschaftliche Kenntnisse darüber. Das Forschungsprojekt füllt diese Lücke und analysiert die Wechselwirkungen zwischen Politik, Gesellschaft und muslimischen Bürger in Deutschland. Es fokussiert erstmals konsequent die muslimische Perspektive auf islamistische Radikalisierung. In sechs Bereichen untersucht das Projekt die gegenseitige Beeinflussung von Akteure aus Politik, Gesellschaft und muslimischen Gemeinschaften. Dabei stehen Wechselwirkungen im Fokus, die durch islamistische Radikalisierung und Reaktionen darauf entstehen, etwa auf politischer, gesetzlicher, polizeilicher oder gesellschaftlicher Ebene.
Auf der Website des Transfervorhabens RADIS gibt Projektleiter Dr. Jörn Thielmann Einblicke in die Arbeit von „Wechselwirkungen“.
Vorgehen und Ziele
In sechs ineinander verschränkten Teilprojekten behandeln wir die Wechselwirkungen zwischen Akteuren aus Politik, Gesellschaft und muslimischen Gemeinschaften, welche durch islamistische Radikalisierung ausgelöst wurden oder über politische, gesetzgeberische, polizeiliche, gerichtliche und gesellschaftliche Reaktionen auf sie entstehen. Dabei analysieren wir konsequent die bisher vernachlässigte muslimische Perspektive auf von außen angestoßene Wirkungen (T1-4) und auf solche, die eher von innen (aus den muslimischen Gemeinschaften selbst) entstehen (T5 & 6): Wie nehmen Muslime die durch islamistische Radikalisierung ausgelösten Veränderungen (Politiken, Diskurse, Praktiken) wahr? Wie reagieren sie, nach innen wie nach außen?
Die im Vorhaben identifizierten Forschungslücken werden auf Basis von empirischer, qualitativer wie quantitativer sozialwissenschaftlicher Forschung sowie durch texthermeneutische Verfahren und Rechtsvergleichung gefüllt. Unser Vorgehen dabei ist transdisziplinär. Das bedeutet, dass wir unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse systematisch und methodisch in die außerwissenschaftliche Öffentlichkeit transferieren und im Dialog mit ihr neue Probleme identifizieren und Fragen generieren.
Das empirisch begründete Verständnis der von uns beforschten Wechselwirkungen wird es Akteuren aus Politik, Verwaltung, Sicherheit, Justiz und Zivilgesellschaft ermöglichen, zielgenaue und angemessene Maßnahmen zur Deradikalisierung und Prävention so zu ergreifen, dass die muslimischen Gemeinschaften als selbstverständliche Partner vollumfänglich beteiligt sind und damit die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der ergriffenen Maßnahmen sichern.
Teilprojekte
Projektleitung & Verbundkoordinator: Dr. Jörn Thielmann
Laufzeit: 4 Jahre (1. Oktober 2020 – 30. September 2024)
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Projektpartner: FAU Forschungszentrum für Islam und Recht in Europa (FAU EZIRE), Department Islamisch-Religiöse Studien (DIRS), Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völkerrecht und Menschenrechte FAU / Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (FAU CHREN)
Verbundpartner: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Heidelberg Center for Cultural Heritage (HCCH), Professur für Cultural Heritage und Kulturgüterschutz, Prof. Dr. Thomas Schmitt, (TP 3 – Konfrontationen im städtischen Raum)
Kooperationspartner: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Halle/Saale)