Abgeschlossene Projekte
- Leitung des Projekts: Dr. Hatem Elliesie
- Förderung: BMBF
- Laufzeit: 11.2020 – 01.2024
- Veröffentlichung: Working Paper (EZIRE Working Paper 1/2022)
Durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt sollten ausgewählte Lebenswelten von Angehörigen großfamiliärer Strukturen erforscht werden, denen nahöstliche, nordafrikanische und/oder muslimische Provenienzen zugeschrieben werden. Dabei interessierte sich das Forschungsteam für die kulturellen, identitätsstiftenden Praktiken der Familienangehörigen.
Hierbei wurden auch die Verflechtungen in die größeren verwandt- und bekanntschaftlichen Strukturen in den Blick genommen. Das Forschungsteam strebte an, auch die wechselseitigen Bezüge zwischen unterschiedlichsten sozialen Umfeldern, insbesondere zu Teilen der deutschen Gesamtgesellschaft, zu betrachten. Anhand der Shisha-Barszene, Türsteher-, Kampfsport- und den Rapszenen wurden Selbstdarstellungen und einhergehende Selbstwahrnehmungsmuster in Lebenszusammenhängen soziologisch beleuchtet. Ziel war es, Einblicke in Ausformungen (sub)kultureller Lebensstile und (typischer) Handlungspraktiken der beteiligten Akteur:innen zu gewinnen.
- Leitung des Projekts: Dr. Gerdien Jonker
- Förderung: DFG
- Laufzeit: 11.2020 – 11.2022
- Veröffentlichungen im Journal of Muslims in Europe (2022), 11(3)
Mit diesem Projekt wurde untersucht, wie ein Moscheearchiv funktioniert, welchen Gewinn seine Berücksichtigung für die Religionswissenschaft hat, und auf welche Weise sein Studium unser Verständnis von der Binnenkommunikation und Selbstorganisation religiöser Gemeinschaften bereichert. Erstmalig wurde systematisches Wissen über Moscheearchive zur Verfügung gestellt und über die Funktion eines Moscheearchivs in multiplen Netzwerken Auskunft gegeben. Das Projekt leistete somit eine Vorarbeit, die in eine zukünftige Öffnung der Moscheearchive in Deutschland einfließen kann.
Im Fokus stand das Archiv der Ahmadiyya-Lahore-Moschee in Berlin. 2019 hatte die Gemeinde ihr Archiv dem Landesarchiv Berlin übergeben. Mittlerweile ist das Findbuch unter LAB D Rep 920-16 publiziert worden. Das Archivgut reicht bis in das Jahr 1928 zurück und umfasst Verwaltungsvorgänge, Briefe und Notizbücher, Foto- und Postkartenalben, Missionstraktate sowie die Dokumentation von Missionsreisen.
Das Projekt folgte den Fragen, was in diesem Moscheearchiv archiviert und wie dabei vorgegangen wurde, welche Langzeitstrukturen sich dabei bildeten, welche Ziele damit verfolgt wurden und wie sich transnationale Netzwerke im Archivgut abbilden. Parallel dazu sondierte eine Projektarbeitsgruppe am EZIRE die Kultur des Aufbewahrens in ausgewählten Moscheen in Süddeutschland und arbeitete Synergien heraus.
- Leitung des Projekts: Dr. Jörn Thielmann (FAU EZIRE), Prof. Moncef Ben Abdeljelil (Universität Sousse, Tunesien)
- Förderung: Volkswagen-Stiftung
- Laufzeit: 2015 – 2019
Anstelle eines linearen Übergangs zur Demokratie haben die arabischen Aufstände eine Vielzahl von Aushandlungsprozessen um die Identität der Gesellschaft und die „Good Order of the State“ ausgelöst. Wir gehen davon aus, dass diese Prozesse zeitgleich auf nationaler und lokaler Ebene eintreten. Durch die Untersuchung ausgewählter Stadtteile in vier arabischen Städten (Beirut, Amman, Sana’a und Tunis) und Istanbul (mit unabhängiger Finanzierung) wird unsere Forschung bewusst auf lokaler Ebene beginnen. Dabei ist unser Ziel, Aufschluss über zwei verflochtene Prozesse zu geben: (1) die Raumpolitik der Konstruktion und Brückenbildung von Identitäten und (2) der Aushandlungsprozess um die Definition und Durchsetzung der moralischen Normen im öffentlichen Raum – sei es durch demonstratives religiöses Aussehen, Milieudruck (Türkisch: mahalle baskısı), die Androhung von Gewalt durch radikale Gruppen oder durch Zwangsregierungspolitik. Wir zielen dabei auf die Analyse der treibenden Kräfte hinter den aktuellen Veränderungen. Wer sind die entscheidenden Akteure? Welche Rolle spielt die Interaktion zwischen staatlichen Institutionen und privaten/zivilgesellschaftlichen Akteuren? Was sind die erklärten Ziele und was sind die impliziten normativen Thesen? Welche Art von politischen Mitteln und Argumente werden verwendet, um diese Ziele zu erreichen? Können wir diese Entwicklungen als „Islamisierung der Stadt“ beschreiben?
Projektinformation Volkswagen-Stiftung
- Leitung des Projekts: Dr. Gerdien Jonker PhD
- Förderung: DFG
- Laufzeit: 2013 – 2019
Ziel dieser Untersuchung ist es, die Mission der beiden Ahmadiyya-Organisationen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert zu erforschen und in dem Horizont der frühen Globalisierung zu stellen. Dabei sollen (a) die Spannungen zwischen den beiden Organisationen, die jede für sich den Alleinanspruch auf eine globale Botschaft religiöser Erneuerung erhob, untersucht werden; (b) ihre Mission im Kontext antikolonialer Bestrebungen der muslimischen community in Europa gestellt, und (c) die europäische Mission der Ahmadiyya als Beitrag zur Reform des Islam befragt werden.
Die Ausgangsfragen beziehen sich einerseits auf die Organisatoren der Mission: Welches ‚Europa’ nahmen sie wahr und an wen richteten sie sich? Andererseits auf die Missionare: Mit welchem Habitus und welcher Botschaft machten sie in den Hauptstädten Europas auf sich aufmerksam? Wie wirkten sich die Konflikte mit anderen muslimischen Organisationen in Europa auf ihre Mission aus? Drittens auf die indischen und europäischen Intellektuelle, die in der Mission auf einander trafen, das akademische Gespräch über ‚Religionen’ suchten und dabei häufig englische Termini wie modern und progressive benutzten: Welches Verständnis von der Moderne und welche Konzepte von Religion schälten sich dabei heraus?
Siehe ausführlicher Abstract
Publikationen aus dem Projekt
Monographie (peer-reviewed)
- The Ahmadiyya Quest for Religious Progress. Missionizing Europe 1900 – 1965. Leiden: EJ Brill, 2015.
- ‘Etwas hoffen muß das Herz’. Eine Familiengeschichte von Juden, Christen und Muslimen. Göttingen: Wallstein Verlag, 2018
- On the Margins. Jews and Muslims in Interwar Berlin. Leiden: E.J. Brill (Series MUMI 34), 2020.
Zeitschrift- und Buchartikel (peer-reviewed)
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- „A Laboratory of Modernity. The Ahmadiyya Mission in Interwar Europe“, The Journal of Muslims in Europe (2014): 1 – 25.
- „The Dynamics of Adaptive Globalisation. Muslim Missionaries in Weimar Berlin“, Entangled Religions 1 (2014): 115 – 158.
- „In Search of Religious Modernity: Conversion to Islam in interwar Berlin“, in Muslims in Interwar Europe. A Transcultural Historical Perspective, hg. von Bekim Agai, Umar Ryad und Mehdi Sajid. Muslim Minority Series. Leiden: EJ Brill (2015): 27 – 66.
- „Lisa’s Things: Secular Jewish Traditions in Muslim Exile 1937 – 1957“, The American Historical Review. Things and People on the Move: Migration and Material Culture, special issue hg. von Leora Auslander und Zahra Tara (2016).
Aufsätze in Sammelbänden
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- „Das vergessene Experiment. Deutsch – muslimische Wahlverwandtschaften in der Zwischenkriegszeit“, in Ouverture Spirituelle. Disputationes der Salzburger Festspiele 2014, hg. von Claudia Schmitt-Hahn. Salzburg: Herbert Batliner Institut (2015): S. 35 – 41.
- „Das vergessene Experiment. Jüdisch – muslimische Wahlverwandtschaften in der Zwischenkriegszeit“, in Interreligiöse Beziehungen im Wandel der Zeit, hg. von Michael Gabel, Jamal Malik und Justyna Okolowicz (=Forum Religion, Bd. 11). Münster 2015.
- „The Jews of Marienwerder: A Very Short History“. Schody Kawowe, Kwartalnik Kwidzyńskiego Towarzystwa Kulturalnego (Kwidzyn, PL, 2015).
- „Setting the table in Jewish and Muslim homes: A cookery book in exile.“ In Displaced Objects, edited by Alexandra Galitzine-Loumpet et al. Paris: Collège d’études mondiales (2016).
Zur Projektseite der DFG
- Leitung des Projekts: Prof. Dr. Mathias Rohe
- Koordination: Dr. Jörn Thielmann
- Förderung: Bayerische Akademie der Wissenschaften
- Laufzeit: 2015 – 2018
- Mitarbeiter: Dr. Mahmoud Jaraba, Alexander Braig, M.A., Julia Krekel, Fabian Schmidmeier
- Projekt-Homepage: Link
Die Erforschung aktueller Lebenswelten von Muslimen in Bayern ist aus verschiedenen Gründen ein Desiderat: Zum einen nimmt Bayern stark an Globalisierungsprozessen teil. Es ist Aufenthaltsort und Heimat für Menschen aus aller Welt geworden, darunter viele Muslime, die häufig schon deutsche Staatsangehörige sind. Zum anderen ist Bayern als Flächenland immer noch auch ländlich geprägt, mit starkem historischen, kulturellen und religiösen Bewusstsein. Muslime waren seit den Türkenkriegen als Individuen in Bayern präsent. Nach dem Zweiten Weltkrieg kümmerte sich Bayern um die muslimischen Kriegsfreiwilligen, u.a. durch Finanzierung einer geistlichen Verwaltung, über die aber so gut wie nichts bekannt ist. Daraus entstand in München eine der ersten Moscheen. Im Zuge von Gastarbeiterzuwanderung und Flüchtlingsbewegungen hat die Zahl der Muslime im Land stark zugenommen. Bayern war zudem Pionier bei der Etablierung eines islamischen Religionsunterrichts („Erlanger Modell“) und richtete an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auch die erste Professur für Islamische Religionslehre in Deutschland ein.
Die im November 2015 begonnene Studie zu Lebenswelten von Muslimen in Bayern legt einen Fokus auf Religion. Sie ist aber unter Berücksichtigung multipler Identitäten und migrationsbedingter Gegenstände bzw. Probleme wie Sprachkompetenz, Bildung, ethnische Besonderheiten und Konflikte, Kommunikationskulturen, allgemeine gesellschaftliche Debatte mit Rückwirkungen auf muslimische Gemeinschaften etc. breit angelegt. Als erste derartige Studie in einem deutschen Flächenland gewinnt sie erhebliche wissenschaftliche wie politische Bedeutung.
Das Forscherteam hat seitdem mehrere Dutzend Experteninterviews in vielen Teilen Bayerns geführt. Befragt wurden Vertreter und Mitglieder muslimischer und säkularer Organisationen, Verwaltungsvertreter aus Ministerien, Bezirksregierungen und Kommunen sowie der Justiz. Zudem wird Material zu allen Projektthemen gesammelt. Weiterhin werden in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an bayerischen Universitäten Teilforschungsprojekte vorbereitet, etwa Feldforschungs-Masterseminare zur Jugendkultur, zu Genderfragen und zur religiösen Infrastruktur. Ferner werden alle einschlägigen Publikationen und Materialien zusammengetragen und für eine spätere Auswertung aufbereitet, teils digitalisiert. Die Arbeit gestaltet sich in erheblichem Umfang interaktiv: Einerseits erheben wir Informationen insbesondere durch Experteninterviews, andererseits werden wir auch aufgrund unserer über viele Jahre erworbenen Erfahrungen zum Themenbereich Islam in Deutschland und Europa laufend um Rat gefragt. Manche Erkenntnisse fließen damit sogleich in die praktische Umsetzung ein.
Das Policy Paper „Islam in Bayern“, das aus dem Projekt hervorgegangen ist, steht hier zum Download zur Verfügung.
Über das Projekt
- Mathias Rohe, „Muslime in Bayern„, in „Akademie Aktuell“, 3/2016, Bayerische Akademie der Wissenschaften, S. 23-27.
- Radiobeitrag Bayerischer Rundfunk, „Wie leben Muslime im Freistaat?“, 13. Juni 2016.
- Leitung des Moduls: Dr. Riem Spielhaus
- Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Laufzeit: Juni 2015 – Mai 2016
Im Rahmen des einjährigen Projekts bearbeitet das von Riem Spielhaus geleitete Team des Moduls Datenlage methodische als auch wissenschaftsethische und politische Herausforderungen der empirischen Forschung zu Salafismus und Dschihadismus. Diese ergeben sich u.a. daraus, dass der Salafismus ein hochpolitisiertes, kriminalisiertes und dynamisches Feld darstellt und Salafisten und Dschihadisten selbst wissenschaftlichen Erhebungen nicht selten ablehnend gegenüberstehen. Vorliegende Daten basieren überwiegend auf Schätzungen von Sicherheitsbehörden und Erfahrungen zivilgesellschaftlicher Akteure in der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit. Im Hinblick auf die Verwendung solcher Daten ergeben sich eine ganze Reihe von Fragen, die vom Projektteam diskutiert werden. Ziel ist dabei auch, Möglichkeiten und Grenzen für zukünftige Forschungen in diesem Feld aufzuzeigen. Das Modul Datenlage ist Teil des vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung geleiteten Projektes Salafismus in Deutschand.
Zur Webseite des Gesamtprojektes
Publikationen aus dem Projekt
Blogbeiträge
- Brauchen wir eigentlich wirklich mehr Forschung zum Salafismus? Und wenn ja: welche? Blogbeitrag von Riem Spielhaus, sicherheitspolitik-blog (21.01.2016).
In aktuellen politischen Debatten genauso wie in wissenschaftlichen Veröffentlichungen wird häufig festgestellt, dass wir zu wenig über das Phänomen des Salafismus wissen. In der Tat: Auf empirischen Daten basierende Veröffentlichungen sind immer noch selten, während konzeptuelle und ideengeschichtliche Auseinandersetzungen mit dem salafistischen Feld in den vorhandenen Publikationen ebenso überwiegen wie die Zahlen aus Sicherheitsbehörden. Was sind die Ursachen dafür, welches Wissen benötigen wir und welche Forschungsansätze sind vielversprechend?
- Ein Blick über den Zaun: Salafismus in den Niederlanden, Blogbeitrag von Klaus Hummel, sicherheitspolitik-blog (08.12.2016).
Das e-book zum Blog
Filmbeiträge
Synopse (mit Film und wichtigsten Ergebnissen inklusive Empfehlungen)
Buchbeiträge
Riem Spielhaus in: Salafismus und Jihadismus in Deutschland. Ursachen, Dynamiken und Handlungsempfehlungen, herausgegeben von Biene, Janusz/Daase, Christopher/Junk, Julian/Müller, Harald. Erscheinungsdatum: Dezember 2016
Weiterführende Literatur zu dem Thema: Riem Spielhaus (2015): „Salafismus, Jihadismus und Islamismus in Deutschland.“ Uwe Backes, Alexander Gallus, und Eckhard Jesse (Hrsg.) /Jahrbuch Extremismus & Demokratie/(E & D) 27, Baden-Baden: Nomos Verlag, 247–269.
- Leitung des Projekts: Prof. Dr. Mathias Rohe
- Auftraggeber: Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, Berlin
- Laufzeit: Januar – Dezember 2015
- Mitarbeiter: Dr. Mahmoud Jaraba
Im Zentrum dieser Studie stehen die muslimischen Communities Berlins unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Dabei beschränkt sie sich auftragsgemäß auf Fragen familien- und strafrechtlicher Relevanz. Zwar finden sich Phänomene der Paralleljustiz auch außerhalb dieser Rechtsbereiche, etwa im Vertrags- und Deliktsrecht. Sie weisen indes häufig Verbindungen zu familien- oder strafrechtsrelevanten Aspekten auf. Die Rahmenbedingungen dieser Studie erforderten eine Konzentration auf exemplarische Untersuchungen bestimmter kulturell-ethnisch-religiös geprägter Milieus. Damit wird das Phänomen der Paralleljustiz keineswegs erschöpft. Es zeigt sich typischerweise innerhalb von Strukturen der Organisierten Kriminalität (OK) in- und ausländischer Herkunft sowie in Milieus, die wenig sozialen Zugang zum Staat und zur Zivilgesellschaft haben, sich nicht mit deren Grundlagen identifizieren oder Konfliktlösung aus kulturellen Gründen generell intern halten wollen. Wichtig ist festzuhalten, dass Paralleljustiz für keine ethnisch, kulturell oder religiös definierte Bevölkerungsgruppe typisch ist. Die Erkenntnisse dieser Studie beruhen in ihren empirischen Teilen auf 93 Interviews mit VertreterInnen kultureller (vorwiegend arabisch-kurdischer Familien und Clans) und islamisch-religiöser Milieus und Organisationen unterschiedlicher ethnischer und kulturell-religiöser Hintergründe sowie auf Experteninterviews mit VertreterInnen von Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz, sonstiger Verwaltung, säkularen NGOs und Wissenschaft.
Publikationen aus dem Projekt
- Leitung des Projekts: Dr. Riem Spielhaus
- Koordination: Dr. Jörn Thielmann
- Förderung: Beauftragter des Berliner Senats für Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften
- Laufzeit: 2013 – 2015
- Mitarbeiterin: Nina Mühe
- Fotographisches Konzept: Julius Matuschik
Mit einer Befragung, die die Mehrheit der Moscheen und islamischen Gebetsräume in Berlin erfassen soll, werden die Ergebnisse vorangegangener Erhebungen zu islamischen Gebetsräumen in Berlin von 1996/97 und 2005/6 aktualisiert und unter Berücksichtigung gesellschaftlicher und politischer Veränderungen im Land Berlin analysiert. Diese Befragungen werden durch Interviews und Analysen von Einzelprojekten und Initiativen von Musliminnen und Muslimen in der Stadt ergänzt. Auf dieser Grundlage erfolgt die Konzeption einer umfassenden Veröffentlichung zum muslimischen Leben in Berlin. Neben den in einer Einleitung und inhaltlichen Artikeln aufbereiteten Ergebnissen der Befragungen durch die beiden Herausgeberinnen Nina Mühe und Riem Spielhaus werden 5-6 weitere Autorinnen und Autoren zu Gastbeiträgen über spezielle Themen eingeladen. Die Ergebnisse der Befragungen werden durch visualisierendes Material (Graphiken, Tabellen, Karten u.ä.) und ein fotographisches Konzept ergänzt.
Publikation
Die Studie „Islamisches Gemeindeleben in Berlin“ ist in voller Länge online abrufbar.
- Leitung des Projekts: Dr. Baudouin Dupret (CNRS/Centre Jacques Berque, Rabat, Marokko), Dr. Jörn Thielmann (FAU EZIRE)
- Förderung: Agence nationale de la recherche ANR & Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG
Die Antragstellung wurde durch das BFHZ gefördert. - Laufzeit: 2011 – 2013 [verlängert bis Januar 2016]
- Mitarbeiter: Ass. iur. Martin Herzog, Stephanie Müssig M.A., Dr. Ursula Günther (Okt. 2011 bis Sept. 2014)
Das gemeinsam mit dem Centre Jacques Berque (CJB, Rabat, Marokko) durchgeführte Projekt untersucht aus einer rechtsethnologischen, praxisorientierten Perspektive Recht in muslimischen oder teilweise muslimischen Gesellschaften. Die Beschäftigung mit diesem Feld – von der Aus- und Fortbildung bis hin zum Justizapparat und den Vollstreckungsbehörden – wurde in der muslimischen Welt bislang vernachlässigt. Dieses vor allem aus dem Spannungsfeld von Recht und Islam hervorgehendes Defizit soll problematisiert und die verbreitete Antwort darauf respezifiziert werden.
PROMETEE verfolgt dabei zwei Ziele. Zum einen wird die Formulierung einer Theorie zum pluralen Charakter des Rechts angestrebt. Mit Hilfe der Auswertung von Rechtstexten und -praktiken werden hier Rechtsethnographie und Linguistik für den muslimischen Kontext angewandt. Zum anderen strebt die Untersuchung an, Bezüge zum Islam mittels einer anthropologischen Betrachtung des Eigentums zu dekulturalisieren und deessentialisieren. Somit soll es schlussendlich möglich sein zu benennen, welche Komponenten genuin islamisch sind.
Publikationen aus dem Projekt
Untersuchung zur Rolle islamischer Normen im Alltag von Muslimen
Spielen islamische Gebote eine Rolle für Muslime, wenn sie Entscheidungen über den Umgang mit ihrem Eigentum im Alltag treffen müssen? Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass einige Gebote von Muslimen stärker beachtet werden als andere. EZIRE-Mitarbeiterin Stephanie Müssig hat in ihrem systematischen Review herausgefunden, dass Muslime besonders islamische Normen zum Konsum beachten. Islamische Normen zum Umgang mit Produktionsgütern spielen im Alltag von Muslimen eher eine untergeordnete Rolle.
In ihrer Auswertung von 20 Forschungsarbeiten zur Rolle islamischer Konsum- und Produktionsgebote im Alltag von Muslimen kommt Stephanie Müssig zu folgendem Ergebnis: Islamische Normen, die den Umgang mit Eigentum in Bezug auf Konsum regeln, beeinflussen Einstellungen und Handlungsentscheidungen von Muslimen im Alltag. Dies betrifft beispielsweise den Konsum von halal geschlachtetem Fleisch oder den Konsum von Alkohol, der im Islam verboten ist, aber auch Konsumentscheidungen im Allgemeinen. Dagegen haben islamische Normen, die den Umgang mit Produktionsgütern regeln, für Muslime einen geringeren Stellenwert. So spielen islamische Normen kaum eine Rolle, wenn Muslime Investitionsentscheidungen treffen oder für ihre Unternehmensführung.
Für den systematischen Review hat Stephanie Müssig sechs wichtige elektronische Zeitschriftendatenbanken der Sozial- und Islamwissenschaften nach Forschungen bis August 2013 durchsucht, die sich mit der Bedeutung islamischer Normen in Konsum- und Produktionsfragen von Muslimen in Westeuropa empirisch auseinandersetzen. Die Autorin konnte 20 relevante Forschungsarbeiten identifizieren, deren Ergebnisse sie auswertete. Der systematische Review ist in der Zeitschrift „Journal of Muslims in Europe“ unter dem Titel „Muslims‘ Day-to-Day Handling of Property and the Adherence to Islamic Norms. A Systematic Review of Studies for Western Europe“ erschienen.
Abhandlung zur Brautgabe (mahr) aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen
Aus islamwissenschaftlicher, juristischer und soziologischer Perspektive haben sich die FAU EZIRE-MitarbeiterInnen Ursula Günther, Martin Herzog und Stephanie Müssig mit der islamischen Brautgabe (mahr) auseinander gesetzt. Die Abhandlung ist unter dem Titel „Researching Mahr in Germany: A Multidisciplinary Approach“ in der Zeitschrift „Review of Middle East Studies“ erschienen.
Understanding Property in Moslem Transitional Environments: The French-German PROMETEE research project
Dupret, Badouin/Thielmann, Jörn, in: GAIR-Mitteilungen 2013, 5. Jg., S. 62-69.
Projekt-Website des französischen Partners Centre Jacques Berque: PROMETEE
- Leitung des Projekts: Dr. Ursula Klimiont, Bildungszentrum Nürnberg
- Laufzeit: 2012 – 2014
Im Mittelpunkt des Projekts standen religiöses Führungspersonal, Ehrenamtliche und Vorstände von interreligiösen Gemeinschaften, die in spirituellen sowie alltagsrelevanten Fragen und Situationen eine große Rolle spielen. Sie leisten täglich bedeutende Beratungsarbeit und praktischen Beistand. In diesem Fortbildungsprogramm sollte das religiöse Führungspersonal und die aktiven Ehrenamtlichen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet und in ihrer einzigartigen Brückenfunktion unterstützt werden, um somit den Integrationsprozess ihrer Gemeindemitglieder positiv beeinflussen zu können.
Publikationen
Eine Handreichung ist über die Projektleitung beziehbar.
Teilprojekt WP-3 „The Family“ (Leiter: Prof. Dr. Mathias Rohe) des europäischen FP-7-Projekts „Religious Diversity and Secular Models in Europe– Innovative Approaches to Law and Policy“ (Sprecherin: Prof. Marie-Claire Foblets, K.U. Leuven).
- Förderung: European Commission Directorate General Research – Unit L Science, Economy and Society (Seventh Framework Programme)
- Laufzeit: 2010 – 2012 [verlängert bis Mai 2013]
Das RELIGARE Projekt ist ein von der Generaldirektion Forschung – Referat L Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft der Europäischen Kommission finanziertes dreijähriges Forschungsprojekt. Es umfasst 13 Universitäten und Forschungszentren aus der Europäischen Union und der Türkei. RELIGARE beschäftigt sich mit Religionen, Eigentum, Glauben und Säkularismus. Es untersucht die aktuellen Gegebenheiten in Europa, einschließlich der gesetzlichen Vorschriften zum Schutz oder zur Begrenzung (Einschränkung) der Erfahrungen von religiösen oder anderen glaubensbasierten Gemeinden. Wenn Praktiken der Gemeinden oder Einzelpersonen nicht die Anforderungen des Landesrechts entsprechen, oder wenn Gemeinden sich ihrer eigenen Rechtssysteme oder Gerichte aneignen, müssen die Gründe für diese Entwicklungen verstanden werden.