Wenn der Nachname zur Bürde wird – eine kritische Auseinandersetzung mit der „Clan“-Berichterstattung
Viele Menschen, die einen „Clan“-Namen wie etwa Remmo, Al Zein, Miri, Omeirat tragen, würden aufgrund medial verbreiteter Stereotype zu Unrecht stigmatisiert und diskriminiert. Über die mediale Berichterstattung würden ganze Familien strukturell dämonisiert – mit lebenspraktischen Auswirkungen für die Angehörigen.
Das ist der Grundtenor eines vor Kurzem von EZIRE-Mitarbeiter Mahmoud Jaraba verfassten Beitrags, der vom Internetportal Belltower.News veröffentlicht wurde. Er fordert darin, dass sich die mediale Berichterstattung stärker auf Fakten fokussieren solle und nicht, wie in den letzten Jahren zunehmend zu beobachten sei, undifferenziert die Chimäre von „den kriminellen arabischen Clans“ weiter mit Polemik zu füttern.
Jaraba macht deutlich, dass schon die Idee von „Clans“ also homogene Einheiten in der sozialen Realität bei den Familien nicht vorzufinden sei.
„Es ist wichtig, Menschen nach ihren eigenen Verdiensten zu beurteilen und nicht aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten „Clan“ oder einer Gruppe Annahmen über sie zu treffen.“
Die momentane Medienberichterstattung über „Clan-Kriminalität“ sei doppelt problematisch, so Jaraba. Denn einerseits würden die kriminellen Gruppen von der Sensationslust und der zusätzlichen Aufmerksamkeit profitieren. Sie nutzten die kostenlose Publicity, um vor allem in den sozialen Medien ein Bild der Macht und der Autorität zu vermitteln. Außerdem hätten die unzähligen Berichte über ihre Aktivitäten dazu geführt, dass sie zu Vorbildern einer neuen Generation geworden seien, die oft keine Perspektiven oder gute Vorbilder in ihren Gemeinschaften hätten. Andererseits wirke sich der „Clan-Journalismus“ sehr negativ auf die nicht kriminellen „Clan-Mitglieder“ aus. In seiner Arbeit kam Mahmoud Jaraba mit vielen Familienmitgliedern ins Gespräch und erfuhr, dass sich ein großer Teil von ihnen der Alltagsdiskriminierung ausgesetzt sähen. Einige hätten sich bereits dazu entschlossen, ihren Namen rechtlich ändern zu lassen.
Abschließend fordert Jaraba, dass sich JournalistInnen stärker auf Fakten und Beweise berufen und sich nicht von der Sensationslust treiben lassen sollten. Bei der Berichterstattung über kriminelle Aktivitäten müssten die Medien vorsichtig und verantwortungsbewusst vorgehen, um zu vermeiden, dass sie Kriminellen unbeabsichtigt in die Karten spielen oder Stigmatisierung und Diskriminierung Vorschub leisten.