Gerdien Jonker mit Artikel zu interreligiösen Beziehungen im Nachkriegs-Berlin

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.

In der neusten Ausgabe des Medaon, einem Magazin für jüdische Lebenswelten, findet sich ein von Dr. Gerdien Jonker verfasster Artikel über die Geschichte der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Groß-Berlin (AKR).

In dem Beitrag geht die Religionsethnografin und -historikerin insbesondere auf die interreligiösen Beziehungen zwischen Jüd*innen, Muslim*innen und Buddhist*nnen im Berlin der Nachkriegszeit ein und zeigt, aus welchen persönlichen und strukturellen Verflechtungen sich die Initiative 1947 konstituierte. Innerhalb der Arbeitsgemeinschaft hätte die treibende Kraft, Siegmund Weltlinger, damaliger Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, einen besonderen Wert auf die Unterscheidung zwischen nicht-christlichen und christlichen Religionsgemeinschaften gelegt, weshalb die Gruppe „Nichtchristliche Religionen“ entstanden sei. Hintergrund für diese angestrebte Dichotomie sei das oftmals kollaborative Verhalten, vor allem der großen christlichen Kirchen gegenüber den Nationalsozialist*innen, gewesen. Diese hätten sich durch Mitgliedschaft Rehabilitation erhofft.

Gerdien Jonker bettet die Gründung der Arbeitsgemeinschaft in einen weiten Kontext ein, indem sie zum einen das Verhältnis der Religionsgemeinschaften während der Vorkriegszeit rekurriert und zum anderen die Neubestimmung des religiösen Feldes 1945 nachzeichnet. Die Schaffung der AKR, wie auch die darauffolgenden Jahre hätten im dunklen Schatten des NS-Terrorregimes und der Frage gestanden, welche Rolle einzelne Verbände und Akteur*innen in ihm eingenommen hatten. Eine gezielte Aufarbeitung hätte allerdings nur sehr begrenzt stattgefunden.

Jonker beleuchtet die durchaus wechselhaften Beziehungen der verschiedenen Religionsgemeinschaften zueinander. Die Wissenschaftlerin betont die aktive Rolle der muslimischen Gemeinde in der Zusammenbringung der unterschiedlichen Gemeinschaften und weist gleichzeitig darauf hin, dass es vor allem in den späteren Jahren, auch bedingt durch politische Entwicklungen auf internationaler Ebene, zu einer zunehmenden Verfremdung zwischen muslimischer und jüdischer Gemeinde gekommen sei.

In ihrer Analyse bezieht sich Gerdien Jonker überwiegend auf Dokumente, die sie selbst im Rahmen einer explorativen Erhebung des Moscheearchivs der Ahmadiyya-Lahore-Moschee in Berlin inventarisierte und die mittlerweile dem Landesarchiv Berlin übergeben worden sind.

 

Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.