25 Jahre „Kruzifix-Beschluss“: Jörn Thielmann und Mathias Rohe kommentieren
In dem web.de-Artikel „Von Kruzifix bis Kopftuch: So steht es 25 Jahre später um die Debatte“ kommentieren unter anderen EZIRE-Geschäftsführer Jörn Thielmann und EZIRE-Direktor Mathias Rohe.
Die Kreuz-Pflicht in bayerischen Klassenzimmern sei verfassungswidrig, wurde 1995 vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe beschlossen, weil es als religiöses Symbol in einem staatlich geschaffenen Pflichtraum der Neutralitätspflicht dieses Staates nicht nachkomme.
Viel geändert habe sich daraufhin an der Situation in Bayern aber nicht. Das Abhängen des Kruzifixes sei nur in Einzelfällen nach entsprechenden Beschwerden erfolgt. Was das symbolische Aufrechterhalten einer einzelnen Religion in einer staatlichen Einrichtung heutzutage bedeutet – insbesondere für Muslim*innen in Bayern, bewerten Thielmann und Rohe.
Zwar werde durch die hängenden Kreuze immer noch die passive Religionsfreiheit berührt, so Jörn Thielmann, aber in der Praxis scheine das „kein wirkliches Problem für Muslime und andere Religionsgruppen zu sein.“ Die Möglichkeit, die Entfernung der Kreuze zu erbitten, werde von Eltern und Schüler*innen wenig zur Kenntnis genommen.
In Zusammenhang mit der verstärkten Debatte zu Lehrerinnen, die Kopftuch während des Schulbetriebs tragen, befänden wir uns in einer Zweiklassengesellschaft, diagnostiziert Thielmann weiter. Dabei könne man das Kopftuchverbot, anders als den Kruzifix-Erlass, nicht mit der staatlichen Neutralitätspflicht begründen.
Mathias Rohe bringt es so auf den Punkt: „Der säkulare Staat muss in seinem Wirkungsbereich religiös und weltanschaulich neutral bleiben. Das heißt aber nicht, dass Religion aus dem öffentlichen Raum verbannt werden muss.“ Außerdem, so Rohe auch, werde das Kreuz als politisches Zeichen kultureller Selbstbehauptung instrumentalisiert: „Hier zeigt sich ein weltweiter Trend, kulturelle Verunsicherung durch demonstrative, aber inhaltsarme Gesten zu überspielen.“
Im Schlusswort des Artikels betont Rohe, dass an religiösen Symbolen in der Schule nichts auszusetzen sei, solange allseitiger Respekt und entsprechende Zurückhaltung im Umgang mit ihnen gegeben sei. „Sie spiegeln letztlich die religiöse Vielfalt im Land und bieten Gelegenheit zu einer selbstbestimmten Positionierung dazu.“