Mathias Rohe beleuchtet Mesut Özils Rassismus-Vorwürfe

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Bild © Christian Charisius/dpa

In einem Interview auf nordbayern.de erklärt Mathias Rohe, ob Mesut Özils Vorwürfe in Form des Rassismus-Rundumschlags gegen den DFB, die Gesellschaft und die Medien via Twitter gerechtfertigt sind.

Özils Aussage, sein Bild mit dem türkischen Präsidenten Erdogan hätte keine politische Intention gehabt, klinge sehr naiv. Auch als Fußballer könne man auf die Idee kommen, dass das eine politische Dimension haben werde – so wie Emre Can, der auch eingeladen worden wäre, aber nicht hingegangen sei. Reichlich daneben sei auch Özils Argumentation, er respektiere damit die Tradition seiner Familie. Durch diese unterstelle er jedem, der auch türkischer Abstammung sei und das Foto nicht mache, dass er die Wurzeln seiner Eltern nicht respektiere.

Außer Frage stehe, dass in Özils Fall Rassismus im Spiel sei. Laut Rohe sei es aber sehr unangebracht, allen Kritikern Rassismus zu unterstellen. Es gebe langfristige Umfragen, die ein schon immer vorhandenes Grundpotenzial an Rassismus belegen, das jetzt aber tendenziell steige. Relativ neu seien die Tabubrüche, also eine außerhalb von rechtsextremistischen Zirkeln stattfindende Verrohung, die allmählich in Teile der Mitte einsickere.

Durch den Rundumschlag der Rassismus-Vorwürfe habe sich Özil im Grunde unmöglich gemacht, die ganze Sache sei insgesamt ein Desaster. Man müsse aber auch ehrlich sagen, dass das Krisenmanagement des DFB ist unter aller Kanone sei, da wären nun auch Rücktritte fällig. Der Fall Özil habe nicht geringe Auswirkungen, so Rohe. Er wisse zum Beispiel von jungen Türken, die überhaupt keine Erdogan-Fans seien, sich aber durch die überscharfen Angriffe auf Özil persönlich angegriffen fühlten.

Das Problem sei, so Rohe, dass wir eine Debattensituation hätten, in der gleich eine Grundlagendiskussion ausgelöst wurde nach dem Motto: Sind die Türken überhaupt integriert? Man dürfe die Sache nicht zu hoch hängen: Özil sei ein junger Mann, der vielleicht auch ein bisschen dem Größenwahn anheimgefallen sei, wenn er sich jetzt mit der englischen Premierministerin und der Queen vergleiche, die ja auch mit Politikern wie Erdogan sprechen würden – also offensichtlich nicht verstanden habe, dass sie das von Amts wegen tun müssten. Man könne bei Mesut Özil schon eine überschießende Wehleidigkeit erkennen. Er habe offensichtlich keine selbstkritische Einschätzung und such in allen Ecken Gründe, warum alle anderen etwas falsch gemacht hätten und er nicht.

Wie Außenminister Heiko Maas sagte, sei die Lebensführung eines in England lebenden Multimillionärs wenig aussagekräftig für das Gelingen der Integration in Deutschland. Solange man sich an die gemeinsame Hausordnung halte, dürfe es sehr bunt und vielfältig zugehen.

Wir müssten uns aber mit Blick auf die türkischen Wahlen fragen, wie es komme, dass lange in Deutschland lebende Leute einen Mann wie Erdogan wählten. Die allermeisten unterstützten nicht etwa seine konkretere Politik, für viele sei er einer, der die Ehre der Türken rettete, so Rohe.