Hüseyin Çiçek kommentiert: Noch mehr Macht für Erdogan
Dr. Hüseyin Çiçek, Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am EZIRE, kommentiert in den Vorarlberger Nachrichten den Wahlsieg des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan.
Ähnlich wie beim Referendum zur Einführung des Präsidialsystems schaffte es der Staatschef auf keine überragende Mehrheit, gibt der Politologe Hüseyin Çiçek zu bedenken. Das dürfe nicht vergessen werden. Zudem hätte es zahlreiche Hürden für die Opposition gegeben, ihre Kandidaten wurden zum Beispiel recht klar von den türkischen Pro-Erdogan-Medien geschnitten. Dazu komme die sozialkonservative Strategie des Präsidenten und seiner Partei, die offenbar voll aufgehe. Mit Blick auf das Präsidialsystem betont Çiçek, Erdogan sei seit Atatürk der mächtigste Mann in der Türkei.
Großen Zuspruch habe der Amtsinhaber auch bei den Türken in Österreich gefunden. Die Wahlbeteiligung lag österreichweit bei rund 51,8 Prozent, den vorläufigen Ergebnissen zufolge stimmten knapp 72 Prozent für Erdogan, rund 62,8 für die AKP. Çiçek beurteilt dieses Ergebnis vorsichtig. Einerseits wisse man über die genaue Beteiligung nicht Bescheid, andererseits sei noch nicht ganz ausgezählt worden. Allerdings zeige sich ein klarer Trend. Das habe wohl auch mit öffentlichen Attacken Erdogans gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz, etwa im Zuge der angekündigten Moscheenschließungen, zu tun. „Erdogan und Kurz haben sich quasi gegenseitig den Ball zugespielt“, so Çiçek.