Pressespiegel: Verbot der Gruppe „Die Wahre Religion“

Zeitungsstapel
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Mitte November wurde die Vereinigung „Die Wahre Religion“ alias „Stiftung LIES“ von Bundesinnenminister de Maiziere verboten. Sie ist vor allem im Westen Deutschlands aktiv und gilt als streng salafistisch. Bei Razzien in 10 Bundesländern wurden über 200 Wohnungen durchsucht und circa 20.000 Korane beschlagnahmt. Was sagt Mathias Rohe zur Auflösung der Vereinigung?

„Das Verbot des Netzwerks ist auf jeden Fall zu begrüßen“, stellt der Gründungsdirektor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE) in der Süddeutschen Zeitung fest. Denn, wie Rohe in einem Forschungsbericht zum Projekt „Islam in Bayern“ darlegt: „Extremistische Positionen bedrohen das friedliche Miteinander“. Im Rahmen dieses Projekts, welches seit 2015 vom EZIRE durchgeführt wird, haben Rohe und seine Mitarbeiter die Reichweite salafistischer Strömungen in Bayern untersucht. Diese seien organisatorisch jedoch nur schwer zu erfassen, da die Beteiligten sich meistens nicht in Moscheen versammelten, sondern in hermetischen Privatzirkeln. Dies ist auch das Problem bei Vereinigungen wie „Die Wahre Religion“: „Solche Gruppen treten in der Öffentlichkeit neutral und offen auf“, wird Rohe von der Süddeutschen Zeitung zitiert. „Wenn sie merken, dass echtes Interesse besteht, läuft die Radikalisierung in Hinterzimmertreffen an.“ Aber auch das Internet biete eine Plattform für Radikalisierung. Rohe, der im Rahmen des EZIRE-Forschungsprojekts selbst einen bayerischen Youtube-Kanal auf neosalafistische Inhalte hin untersucht, sagt in der SZ zur Präsenz salafistischer Gruppen im Internet: „Das zeugt geradezu von sozialarbeiterischen Fähigkeiten. Man wird von solchen Gruppierungen direkt in schwierigen Lebenslagen abgeholt.“ Dementsprechend begrüßt er ein Verbot von „Die Wahre Religion“. Allerdings betont der Islamwissenschaftler und Jurist auch: „(…) sie werden andere Plattformen finden.“

Von der Vernichtung der 20.000 Korane, die im Rahmen verschiedener Razzien sichergestellt wurden, rät Rohe derweil dringend ab: Es sei besser, sie zu lagern und ihrem Schicksal zu überlassen, da alles andere zu Irritationen innerhalb der muslimischen Gemeinden führen könne und man unnötige Munition liefere, so Rohe im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Auch wenn eine Vernichtung der Bücher theologisch legitimierbar sei, sei sie gesellschaftspolitisch „sehr unklug“. Laut Rohe würden von einer solchen Aktion in erster Linie die salafistischen Gruppierungen profitieren: „weil die daraus natürlich Honig saugen.“

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Islam in Bayern“ finden Sie auf der Projektseite und in der Zeitschrift Akademie Aktuell.