Zehn Jahre Deutsche Islam Konferenz
Seit zehn Jahren verhandelt die Islam Konferenz die Integration von Muslimen. Ein institutionalisierter Dialog mit den in Deutschland lebenden Muslimen ist bis heute Gegenstand der Deutschen Islam Konferenz, vieles hat sie in zehn Jahren erreicht: In einigen Ländern gibt es den Religionsunterricht an Schulen, an fünf Universitäten wird islamische Theologie gelehrt. Muslime sitzen in den ersten Gremien öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten. Bremen und Hamburg haben sogar Staatsverträge mit muslimischen Verbänden geschlossen, in denen es unter anderem um Bestattungsregeln, Feiertage oder das Recht geht, Moscheen zu bauen.
An der im Innenministerium angesiedelten Dialogplattform zwischen staatlichen Vertretern aller föderalen Ebenen, muslimischen Verbandsvertretern und Experten aus Wissenschaft und Praxis nimmt auch Mathias Rohe, Direktor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht, teil. Bei allen Diskussionen um den Erfolg der Deutschen Islam Konferenz betont Rohe auf Qantara.de: „Ihr größter Erfolg ist, dass es sie gibt.“ Denn die Konferenz habe islamisches Leben in Deutschland oben auf die politische Agenda gebracht. „Das ist nicht selbstverständlich in Zeiten von Finanzkrise und Brexit“, so Mathias Rohe.
Der Lernprozess sei ein Gewinn – für beide Seiten: „Nicht nur über den Islam ist Wissen entstanden, auch die Muslime und ihre Verbände verstehen jetzt besser, welche formalen und inhaltlichen Anforderungen für Verwaltung und Politik wichtig sind.“
Während des Festaktes zum zehnjährigen Bestehen der Deutschen Islam Konferenz saß der Jurist und Islamwissenschaftler Mathias Rohe zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CSU), Ayman Mazyek vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und Publizistin Sineb el-Masrar auf dem Podium und diskutierte zum Thema „Muslime in Deutschland – deutsche Muslime“. Die Diskussion, die am 27. September im Nachrichtensender Phoenix ausgestrahlt und von Nazan Gökdemir moderiert wurde, ist auf Youtube abrufbar. Dabei macht Mathias Rohe deutlich, dass beide Seiten gelernt hätten, was die Bedürfnisse der Muslime, der Organisationen und des Staates seien. „Wir stehen jetzt schon an einem anderen Punkt, als es damals war.“ Er plädiert für eine Vielfalt an Kompetenzen.
Doch wie soll es gelingen, den Islam rechtlich mit den christlichen Kirchen gleichzustellen?
Die – laut Mathias Rohe – klaren Konturen des deutschen Religionsverfassungsrechtes zeigen, mit Blick auf die Ahmadiyya Muslim Jama’at, dass es funktionieren kann. Doch die Frage darüber, was solch ein Status überhaupt bringe, sei auch aufzuwerfen. Dieser bringe nicht nur eine öffentliche Anerkennung und Teilnahme, sondern auch Bürden mit sich. In vielen rechtlichen Kontexten bräuchte man ihn gar nicht. Die Kernfragen seien eher folgende: Wie kann ein friedliches Zusammenleben, wie eine authentische islamische Religionsvermittlung im Rahmen des deutschen Rechtsstaats organisiert werden?
Siehe auch: Artikel des Tagesspiegels und der Deutschen Welle.