Stimme gegen Gewalt und Intoleranz

Bild mit dem Begriff "Religion" und religiösen Symbolen der Weltreligionen, wie dem Davidsstern, dem christlichen Kreuz oder dem muslimischen Halbmond
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Bei der Gründungsveranstaltung des Münchner „Rat der Religionen“ sprach Mathias Rohe, Direktor des EZIRE, am 13. Juli 2016 den Festvortrag und warf die Frage auf, wie das Zusammenleben der Religionen gelingen kann. Er appellierte, die Offenheit zu bewahren. „Die unangenehme Wahrheit ist, dass alle Religionen ihre Potenziale für Gewalt und Intoleranz haben“, sagte er. Doch auch die Anlage zur Mitmenschlichkeit sei allen gemein. Wenn Terror sich auf Religion gründe, sei dies ein klarer Missbrauch der Religion, so Rohe. Auch viele Konflikte, die vordergründig religiös motiviert scheinen, hätten in Wahrheit politische oder wirtschaftliche Hintergründe. Davon dürfe sich der Rat nicht vereinnahmen lassen, mahnte Rohe. „Der Rat der Religionen in Frankfurt hat das nicht geschafft.“ Unter dem Eindruck des israelisch-palästinensischen Konflikts lasse die jüdische Gemeinde dort ihre Mitgliedschaft ruhen. Rohe sieht Chancen, solche Gräben zu überbrücken, vor allem auf lokaler Ebene. „Lassen Sie uns die Gemeinsamkeiten entdecken und feiern“, appellierte er. Wenn der Rat die religiösen Gemeinsamkeiten nicht aus den Augen verliere, so der Wissenschaftler Rohe, dann könne seine Stimme in die Gesellschaft hinein wirken wie ein „ins Religiöse gewendetes ,Wir sind das Volk‘“.

Münchner Juden, Christen, Muslime, Aleviten und Buddhisten wollen künftig im neu gegründeten „Rat der Religionen“ in der Landeshauptstadt zusammenarbeiten, ein Zeichen für Frieden und ein gutes Zusammenleben in der Stadt setzen sowie ihre Stimme gegen Antisemitismus, Antiislamismus und Fremdenfeindlichkeit erheben. Das Ziel ist es, mit einer Stimme zu sprechen – nicht nur in Krisensituationen.

Im Rat zählen die christlichen Kirchen gleichberechtigt neben den kleineren Gemeinschaften. Dieses Vorgehen begrüßte Mathias Rohe in seinem Vortrag: „Es wird Asymmetrien geben im Rat – theologisch und finanziell.“ Entscheidend sei aber, dass alle das gleiche Stimmrecht haben. Wichtig sei auch, dass die Verfassung und die Trennung von Kirche und Staat von allen akzeptiert werde, denn „wo Religion und Staat sich verbinden, schadet das beiden. Dann wird Gott plötzlich für die nicht funktionierende Abwasserversorgung verantwortlich gemacht.“

Noch etwas hat der Islamwissenschaftler in anderen Ländern mit anderer Gesprächskultur gelernt: „Viele Konflikte entstehen aus Missverständnissen. Nur weil ich nicht verstehe, was der Andere sagt, ist der nicht böse. Wichtig ist die Grundannahme: Der Andere meint es gut!“ Eines schrieb Rohe dem „Rat der Religionen“ besonders ins Stammbuch: „Am überzeugendsten wirken Religionen, wenn sie bescheiden auftreten, wenn sie dienen wollen und nicht herrschen.“